• Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Kolumbien - Auf ins Neuland - 2.07. - 16.07.2019

Auf ins Neuland

Viel hatten wir bereits über Kolumbien gehört. Nun war es an der Zeit, dass wir uns unser eigenes Bild machen durften. Wir freuten uns riesig, auch wenn die Prozedur an der Grenze mit einiger Wartezeit verbunden war. Aber bereits hier durften wir die Freundlichkeit der Kolumbianer spüren, denn zum ersten Mal auf unseren Reisen wünschte uns der Migrationsbeamte, nachdem er uns den Einreisestempel in die Pässe platziert hatte: Bon Viaje - Gute Reise. Was soll da noch schief gehen?

Die erste Sehenswürdigkeit befand sich gleich kurz hinter der Grenze: das Santuario de Nuestra Senora del Rosario de Las Lajas. Hierbei handelt es sich um eine Basilika, die gestützt auf Pfeilern einer Steinbrücke, seitlich über den engen Canyon des Guàitara direkt an die Flanke des beinahe vertikalen Felsens auf Grund eines Mythos errichtet wurde. Im Jahr 1754 soll sich hier die Jungfrau Maria der taubstummen Rosa sowie ihrer Mutter gezeigt haben. Nach dieser Begegnung konnte das Mädchen wieder hören und sprechen. Wir erreichten die Kirche im Halbdunkeln und wurden von einem bunt leuchtenden Märchenschloss, Disneyland lässt grüssen, in Empfang genommen. Nach einem kurzen Pläuschchen mit einer einheimischen Frau liessen wir uns für diese Nacht auf einem Fussballfeld ganz in der Nähe der Brücke nieder. Am nächsten Tag nahmen wir die Kirche bei Tageslicht unter die Lupe.

Unser nächstes Ziel war die Laguna de la Cocha. Ein See, der aus der Luft dem Kontinent Südamerika ähnelt. Auch wenn die Gegend wahrscheinlich einiges zu bieten hat, die möglichen Stellplätze waren jedoch überhaupt nicht nach unserem Geschmack. Also nutzten wir diesen Ort lediglich als Übernachtsplatz, um am nächsten Morgen frisch und erholt auf der Schotterstrasse mit dem spannenden Namen "Trampolina del Muerte" (Trambolin in den Tod) nach Osten zu fahren. Wir erwarteten eine Piste, die am Abgrund entlang führte und gerade mal für ein Auto Platz liess. Jedoch mussten wir feststellen, dass der Name zu viel versprach. Auch wenn der Beifahrer nicht selten den Abgrund neben sich nur erahnen konnte, gab es ausreichend Platz um sich sogar mit Lastwagen zu kreuzen. Trotzdem war es eine landschaftlich schöne Strecke, wenn wir sie auch nur im Regen und teilweise Nebel erkunden durften.

Kurz nach der Schotterpiste wurden wir von unserer ersten kolumbianischen Polizeikontrolle gestoppt. Wir verhielten uns wie in jedem anderen Land Süd- bzw. Zentralamerikas, was aber wohl diesmal ein Fehler war, denn er verstand partout nicht, warum wir ihm unsere Originalausweise nicht selbst in die Hand nehmen liessen. Es gab eine endlose Diskussion, die wir im Endeffekt verloren. Sogar der Drogenhund wurde angefordert. Natürlich fand er nichts. Schlussendlich entschuldigten sich alle beieinander, und wir wurden wieder in unsere Freiheit entlassen. So kam es aber, dass wir uns später als geplant auf die Suche nach einem geeigneten Schlafplatz machten. Mit Blick auf den Dschungel, der die Strasse links und rechts säumte, kein einfaches Unterfangen. Es dämmerte bereits, als wir einen schmalen Weg zu einem kleinen Bach fanden. Schnell die Lage abgescheckt und fünf Minuten später verschwanden wir zwischen den Palmen mitten im Wasser. Wir können also nicht nur Haus am See, sondern auch Wasserbungalow.

Für die nächsten Tage war Kultur angesagt, denn auch hier in Kolumbien gibt es die ein oder andere archäologische Fundstätte. Also liessen wir uns in San Augustin nieder und erkundeten den gleichnamigen archäologischen Park, welcher das Herz der geheimnisvollen San Augustin-Kultur zeigt. Danach ging es in die Tatacoa-Wüste. Hierbei handelt es sich um eine 330 qkm grosse Trockensavanne. Das Gebiet besteht aus welligem, rot, ocker und grau gefärbtem Land. Zu Fuss erkundeten wir den Canyon von El Cuzco mit seinen bizzarren rot-orangen Felsformatinen. Auch wenn wir eher Naturliebhaber sind, wollten wir uns das ein oder andere kolumbianische Städtchen schon anschauen. Als erstes stand Salento auf der Liste. Gem. Reiseführer ein Schmuckstück des Departamento Quindio. Um dorthin zu kommen entschieden wir uns für eine Piste, die uns entlang Wachspalm-Wälder führte. Die Wachspalme gehört mit seinen bis zu 60 m zu einer der höchsten Palmenarten der Welt und ist Kolumbiens Nationalbaum. In Salento angekommen, mischten wir uns unter die zig anderen Touristen, bestaunten die attraktiven Häuser im farbenfrohen paisa-Stil und schlemmten in einem Restaurant. Mit Salento hatten wir die Kaffeeregion erreicht und wenn man schon mal hier ist, sollte man sich so eine Kaffee-Finca genauer anschauen. Also machten wir uns auf den Weg zu der von vielen Reisenden so hoch angepriesenen Finca Guayabal. Natürlich schloss sich Markus als "Kaffee-Abhängiger" noch am gleichen Tag einer Tour an, während Sonja mit den Kindern auf dem Spielplatz herum tollte. Nach 3 Stunden kehrte er, um einige Kaffeeweisheiten mehr im Gepäck zurück und das Planschen im Swimmingpool begann.

Medellin war unser nächstes Ziel. Diese Stadt hatte vor einigen Jahrzehnten noch den Ruf, eine der Gefährlichsten der Welt zu sein. Seit dem Tod des berüchtigten Drogenboss Pablo Escobar 1993, auf dessen Anordnung Tausende ermordet wurden, versucht die Regierung nun "Ruhe und Frieden" in die Stadt zu bringen. Wir liessen uns auf einem Camping ausserhalb der Stadt nieder. Von einer Niederländischen Familie, neben dessen Wohnmobil wir unseren Nisto gestellt hatten, bekamen wir einen Tip für einen einheimischen Guide, der uns die ein oder andere Sehenswürdigkeit in der Stadt zeigen könnte. Da die interessanten Plätze nicht gerade nebeneinander liegen, unsere Kinder noch zu jung für stundenlange Wanderungen durch Städte sind und Nisto definitiv nicht geeignet zum Sightseeing in diesen Strassen ist, nahmen wir den Tipp dankend an. Allerdings musste unser Sightseeing lange warten, denn das Wetter liess Ausflüge, bei denen man nicht bis auf die Haut nass wird erst am letzten Nachmittag zu. Gemeinsam mit Leo steuerten wir den einst gefährlichsten Stadtteil "Comuna Trece" an. Dieser ist für die Graffiti-Kunst bekannt. Hierbei handelt es sich jedoch nicht ausschliesslich um Dekoration. Die Bilder sollen die Vergangenheit in Erinnerung behalten sowie die Hoffnung für die Zukunft ausdrücken. Auf zig Treppen und Rolltreppen, welche als Erleichterung für die Einheimischen, die jeden Tag ihre schwere Ware den Berg runter bzw. rauf transportieren müssen, angebracht wurden, kamen wir vorbei an atemberaubenden Kunstwerken.

Unsere letzte Etappe für diesen Reiseabschnitt führte uns zur Embalse del Penol-Guatapé rd. 50 km von Medellin entfernt. Hierbei handelt es sich um einen Stausee, welcher die zerklüfteten Täler zwischen den Gemeinden El Penol und Guatapé bedeckt. Der Blick vom Piedra del Penon, einem 200 m hohen, grauen, Granitmonolith, auf diese künstliche Landschaft mit ihren vielen Inseln und Halbinseln ist einmalig. Die Kolumbianer behaupten sogar, dies sei die schönste Aussicht der Welt. Nachdem auch wir uns die 707 Stufen hoch und wieder runter gekämpft hatten, ging es an die Schlafplatzsuche. Auf unserer Fahrt entlang des Stausees, trafen wir eine französische Familie. Spontan machten wir uns gemeinsam auf die Suche und fanden nach langer Zeit endlich mal wieder einen 1000-Dollar-Übernachtungsplatz. Die Anfahrt war auf Grund der Auswaschungen etwas tricki, aber machbar. Gemeinsam genossen wir die letzten Sonnenstrahlen mit Aussicht auf den Stausee, als plötzlich ein Gewitter mit sindflutartigem Regen über uns hinweg zog. Während die Kinder schon im Bett waren, sahen wir zu, wie die Auswaschung neben uns immer mehr einem Bach glich. Erst als der Regen aufhörte, schliefen alle beruhigt ein. Am nächsten Morgen schauten wir uns die Bescherung an. Es hätte uns schlimmer treffen können. Nachdem einige Steine in die Auswaschung gewandert waren, war der Weg für unsere Geländewagen wieder passierbar und so machten wir uns auf die letzte Etappe unserer Reise.

Wo uns diese hingeführt hat, dann im letzten Bericht.

Sonnige Grüsse vom karibischen Meer

Markus und Sonja mit Leandro und Milena

Distanz gefahren: 1833km
Übernachtungen im Nisto: 14 (8 Organisiert, 6 Frei)
Maximale Höhe: 3341müM bei N4 33.127 W75 30.998
Minimale Höhe: 193müM bei N5 50.493 W74 34.492
Maximale Geschwindigkeit: 96km/h