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Kanada - Mitternachtssonne - 08. – 15.07.2009

Mitternachtssonne

Yukon / North West Territories

Jetzt sollte es also für uns auf dem 740 km langen, berühmt berüchtigten Dempster Highway von Dawson City nach Inuvik gehen. Der nördlichste Punkt unserer Reise den wir mit Nisto erreichen wollten. Viel hatten wir über die Strecke gehört und gelesen. Miserable Schotterpiste auf der man immer zig Ersatzreifen dabei haben und auf alles gefasst sein sollte. Tatsächlich hatten wir einen Tag vorher gehört, dass jemand sechsmal Reifen gewechselt hatte. Verständlich, wenn man unbedingt mit seinem Wohnanhänger die Strecke fahren muss. Die Reifen sind ja fast schon vergleichbar mit Schubkarrenrädern.

Drei Tage planten wir für die Strecke. Es gab zwar hier und da einen Campingplatz und sage und schreibe 3 Ortschaften. Wir wollten aber mal wieder wild campieren, wenn man das schon an so einer herrlichen Strasse darf. Wir starteten bei super Wetter. Die Gegend ist genau so traumhaft wie sie beschrieben wird und, wenn man mal von den gelegentlichen LKWs und anderen „Wohnmobilien“ absieht, sehr einsam. Und trotzdem ist die Welt klein, denn als wir für eine Kurzwanderung im Tombstone Territorial Park anhielten, sahen wir den Wagen von Peter und Petra mit Alessandra, die wir bereits in Florida getroffen hatten. Sie waren auf dem Weg zurück nach Dawson City. Nach einem kleinen Plausch und einem Übernachtungstipp, düsten wir weiter.

Am nächsten Tag lies das Wetter zu wünschen übrig. Es regnete fast die ganze Zeit, so dass wir von der schönen Aussicht nichts mehr mitbekamen. Während wir uns am Polarkreis noch aus dem Auto wagten, brachten uns an der Grenze zu den Northwest Territories keine zehn Pferde mehr aus dem Wagen. In der Zwischenzeit sah Nisto aus, als ob er im Schlamm gebadet hatte. Aus dem Rückfenster konnte man schon lange nicht mehr schauen, geschweige denn war unser Autokennzeichen zu erkennen.

Unseren nächsten Schlafplatz fanden wir kurz vor der ersten Fähre am Strassenrand. Hier schien es noch nicht geregnet zu haben und so wägten wir uns auf dem Lehmboden in Sicherheit. Tja, aber das Nass holte uns doch wieder ein. Und wir konnten zusehen, wie der Boden feuchter und feuchter wurde. In der Zwischenzeit machte das Vorzelt Nisto, was den Dreckigkeitsgrad angeht, richtig Konkurrenz. Hinzu kam der  Wind, der dafür sorgte, dass wir gezwungen waren, in der Nacht noch alles abzubauen. Wie durch ein Wunder schaffte es Markus sich nicht auch noch als dritter Dreckspatz zu den beiden anderen zu gesellen. Wenn man mal von den Schuhen absieht, die durch den Lehm doppelt so schwer wurden.

Nach dieser Nacht hiess es für uns nur noch weg hier, ohne Frühstück und Kaffee. Aber auf der anderen Seite des Flusses kam zumindest Markus auf den Genuss seiner allmorgendlichen braunen Flüssigkeit. Denn im Visitor Center des Nitainlaii Territorial Park hält Robert, ein Einheimischer aus Inuvik, frischen Kaffee für die zig Touristen, die vorbeikommen, bereit. Er hatte einiges zu erzählen und zeigte uns Bilder von seiner Familie, seinem Haus und seiner Arbeit im Winter. Darunter war auch ein Foto von einem Eisbär, der sich im letzten Sommer hierher verirrt hatte. Obwohl die Gegend von Tieren nur so wimmeln soll, bekamen wir ausser einer Füchsin mit ihrem Jungen nicht viel zu sehen. Lässt man die Tausend Mücken aussen vor, die einen anfallen, wenn man nur ein Bein aus dem Wagen hält.

Zwei Tage nach dem wir gestartet waren, erreichten wir  Inuvik bei zwar kühlem aber herrlichem Wetter. Erstmal einen Campingplatz sichern und dann alles für den Ausflug nach Tuktojaktuk organisieren. Dieses Örtchen ist nur im Winter von Inuvik über die gefrorenen Flüsse zu erreichen und liegt am Nordpolarmeer. Im Sommer ersetzen kleine Flugzeuge diese Verbindung. Gleich am nächsten Tag gab es noch freie Plätze. Am Abend besuchten wir die uns empfohlene Eröffnungsfeier des Great Northen Art Festivals, welches jährlich stattfindet. Hier stellen diverse Künstler aus der Gegend ihre Kunstwerke aus und zeigen ihr Können vor Ort.

Die „Nacht“ (Auch wenn in der Zwischenzeit die Sonne nicht mehr unterging, bleiben wir für die Schlafenszeit mal bei der Bezeichnung Nacht) war relativ kurz, weil wir einfach nicht ins Bett kamen. Zwar signalisierten unsere Körper: „Hey, ich bin müde!“ Aber unsere Augen hielten dagegen: „Is doch noch hell, also, was sollen wir im Bett!“ Völlig k.o. starteten wir am nächsten Tag dann nach Tuk. Die Führung, die wir von einem Einheimischen bekamen, war sehr interessant und informativ. Hier funktioniert der Generationsvertrag noch. Jedes Kind sucht sich bei Zeiten zwei ältere Menschen aus, für die es später neben seinen eigenen Grosseltern sorgen wird. Auch männerlose Frauen mit Kindern bekommen Fleisch aus der Gemeinschaft, weil sie keine Möglichkeit haben, sich anderweitig zu versorgen. Ausserdem wird diesen Kindern von anderen das Jagen beigebracht. Neben einem kurzen Fussbad im Nordpolarmeer, für mehr war es einfach zu kalt, ging es auch noch 5 Meter unter die Erde in die Permafrostschicht (Dauerfrostboden), wo sich der Kühlschrank für die ganze Stadt befindet.

Mit einem Speedboot traten wir rd. 2 Stunden später unseren Rückweg durch das Mackenzie Delta an. Eigentlich sollte man meinen, dass die Mücken bei Temperaturen unter 10 Grad reiss aus nehmen. Pustekuchen. Immer wenn wir zwischendurch für einen Landgang anhielten, stürzten sie sich auf uns. Sie schienen total ausgehungert. Gegen 22 Uhr erreichten wir unser Ausgangziel und an unserer Frontscheibe klemmte ein Zettel. Ruth und Walter aus Dawson Creek waren in der Zwischenzeit auch in Inuvik angekommen. Gemeinsam machten wir die „Nacht“ mal wieder zum Tag. Nach einem weiteren Tag völliger Entspannung traten wir dann mit den beiden den Rückweg an. Diesmal hatte der liebe Gott nur Sonnenschein für uns vorgesehen.

Mit zwei weiteren Steinschlägen in Dawson City angekommen, konnten wir dann Christina überraschen, als sie nichts ahnend im Restaurant des Downtown Hotels stand. Die Freude war gross und die Nacht wieder lang.

Bereits am folgenden Tag brachen wir in Richtung Alaska auf, wo wir nun schon einige Tage sind. Hierzu aber im Alaska-Bericht mehr.

Adios von den zwei seit Inuvik fleissig Spanisch lernenden Weltenbummlern.

Markus und Sonja

Distanz mit Nisto: 1'705km
Distanz mit Flugzeug: 180km
Distanz mit dem Schiff: 198km
Distanz mit dem Bus: 12.9km
Zu Fuss gelaufen: 11.4km
Übernachtungen im Nisto: 7 (4 Organisiert, 3 Frei)
Maximale Höhe: 1'353müM bei N64.07959 W140.97596
Minimale Höhe: 0müM
Maximale Geschwindigkeit: 94km/h