Jujuy, Salta, Corrientes, Misiones
Wir sind wieder in Argentinien gewesen. Diesmal sollte es das letzte Mal sein. Also hiess es dieses schöne Land noch einmal in seinen ganzen Farben zu geniessen, was wir auch ausgiebig getan haben.
Nachdem wir die Grenze passiert hatten und uns mal wieder eine Stunde gestohlen wurde, machten wir uns auf die Suche nach einem Schlafplätzchen. Diesen fanden wir mitten auf der Salinas Grande. Ein kleiner Vorgeschmack auf Bolivien, wo sich die grösste Salzfläche der Erde befindet. Zügig ging es am nächsten Morgen weiter in die kleine Stadt Purmamarca. In der Vergangenheit hatten wir ja nun schon viele bunte Steine und Sandhaufen gesehen, aber die Gegend hier setzte noch einmal eins drauf. Uns präsentierte sich eine Farbenvielfalt, die schon fast verboten sein sollte. Durch das bunte Tal Quebrada de Humahuaca tuckerten wir in Richtung Bolivianische Grenze und genossen diese wunderschöne Gegend. Aber unser Ziel war nicht das Nachbarland sondern der nördliche Teil der Ruta 40 bzw. der höchste Pass Argentiniens auf 4.975 m.ü.M.
Auch hier oben im Norden begleitete uns auf dieser mystischen Strasse eine atemberaubende Landschaft. Hinter jeder Kurve erwartete uns etwas anderes. Auch kamen wir unter den Schienen der berühmten argentinischen Eisenbahnstrecke durch, die von Salta bis zum Pass Socompa führt, heute jedoch nur noch dem Tourismus dient.
Am Abend standen wir knapp unter 5.000 m.ü.M. Und jetzt? Da uns der Wind hier oben nur so um die Ohren blies, suchten wir etwas weiter unten ein Plätzchen zum Schlafen und wurden auf 4.955 m.ü.M. fündig. OK, geschlafen haben wir nicht wirklich und waren schon ein Bisschen froh, als die Sonne am nächsten Morgen aufging und es weitergehen konnte. Aber natürlich nicht, bevor wir die 5.000 Meter-Marke geknackt hatten. Da dies jedoch nicht mit dem Auto möglich war, mussten wir auf unsere gesunden Beine zurückgreifen. Für eine Strecke von 1,4 km brauchten wir rd. 1 Stunde. Es muss dazu gesagt werden, dass der erste Hügel, den wir uns ausgesucht hatten, nicht die magische Grenze überschritt, also mussten wir noch einmal runter und einen anderen rauf.
Nach diesem „atemraubenden“ Ausflug trieb es uns nun aber definitiv wieder ins Flachland, genauer gesagt nach Salta. Hier bekam Nisto eine fast Rund-um-Erneuerung: Neue Reifen (nach knapp einem Jahr auch dringend nötig), eine Wäsche von aussen und auch der Sandkasten in der „Fahrerkabine“ wurde entfernt. Wir genossen zwei Tage „dicke“ warme Luft und feierten mit den Argentiniern ihren ersten Sieg in der Weltmeisterschaft. Bevor wir jedoch den grossen Sprung nach Osten in Angriff nehmen wollten, statteten wir dem Parque Nacional El Rey einen Besuch ab. Kurz vor der Dämmerung erreichten wir unser Ziel, bezogen einen Platz auf dem Camping, welchen wir ganz für uns alleine hatten und verschwanden schnell in den Federn. Denn wer Vögel bestaunen will, der muss früh raus. Zum ersten Mal seit Wochen war es in der Nacht nicht mehr muksmäuschen still. Immer wieder hörten wir Geräusche, die wir nicht wirklich einem der uns bekannten Tiere zuordnen konnten. Wir schliefen herrlich, bis uns am nächsten Morgen Tritte auf unserem Dach weckten. Na, welcher Riesenvogel hat sich denn da verirrt. Als dieses Wesen auch noch anfing wie ein Wilder auf unserem Dach herum zu hämmern, wagte Sonja einen Blick durchs Fenster und schaute in zwei kugelrunde Augen eines Urracas. Schnell aus den Federn, die Kamera gezückt und los geknipst. Denn in den Baumwipfeln links und rechts vom Nisto sassen noch mehr dieses neugierigen Federviechs.
Den Tag verbrachten wir mit der Erkundung des Parks. Wir trafen auf Wildschweine, Corzuelas, kleine Papageie, Schmetterlinge, Chuna de patas rojas und sogar ein Riesentukan flatterte an uns vorbei. Es war mal wieder ein wunderschöner Tag mitten in der Natur, wäre da nicht der Abend gewesen. Pünktlich zur Dämmerung gaben die Urracas. wieder ihr Stelldichein. Natürlich machte sich Sonja auf die Pirsch über den Campingplatz für das beste Foto. Dabei muss sie in ein Zeckennest getrampelt sein, denn auf einmal sah sie, wie sich ihre Hose bewegte. Bloss weg damit. Zum Glück sind diese Tierchen hier unten keine Krankheitsträger. Trotzdem gehören sie dadurch noch lange nicht zu den angenehmen Zeitgenossen und so nahmen wir am nächsten Morgen einen Tag eher reis aus von diesem wunderschönen Plätzchen.
Mit grossen Schritten ging es über Resistencia und Corrientes ins Reserva Provincial Esteros del Ibera. Wir hatten gehört, dass es hier Capybaras (Wasserschweine) gibt, welche wir uns natürlich nicht entgehen lassen wollten. Bereits auf der Hinfahrt hatten wir Glück. Am Strassenrand tauchten richtige Rudel auf. Es war ein Spass diesen Tieren zuzuschauen. Gerne wären wir noch länger geblieben, aber Regen und Gewitter liessen uns erneut flüchten, aber so schnell sollten wir nicht vorankommen.
Auch wenn die Augen einem das Gegenteil signalisierten, der Regen hatte die Strasse in ein einziges Schlammbad verwandelt. Da ist Schnee nichts gegen. Teilweise fuhren wir meterlang quer, weil Nisto hinten immer wieder ausbrach. Der Schlamm spritzte fast bis aufs Dach. Von der Wäsche vor einigen Tagen war nichts mehr zu erkennen. Die Brocken hingen nur so am Wagen fest. Ausserdem lernten wir, dass eine Strasse nicht unbedingt allzu schräg sein muss, um einen Wagen zum Kippen zu bringen. Der Lehmweg war aussergewöhnlich breit und an den Seiten leicht abfallend. Nisto bewegte sich ausnahmsweise mal wieder gesittet vorwärts. Wenn auch nur für einen kurzen Moment, denn plötzlich brach er hinten aus und rutschte in voller Fahrt auf die Seite zu. Markus versuchte alles um dem ganzen entgegen zu wirken, aber vergeblich, da musste Nisto nun alleine durch. Wir rutschten das leichte Gefälle hinab und rammten seitlich den Graswall. Durch den „Aufprall“ hob er seine linken Reifen bedrohlich, setzte sie jedoch nach rd. einem Meter wieder ab. Im Fahrerraum purzelten die Steine. Als Entschädigung für diesen Ritt schaute ein Jaburu Storch vorbei, mit einer Flügelspannweite von 2,50 m und Höhe von 1,4 m der grösste Storch der Erde. Und vergessen waren die Schreckenssekunden. Das letzte Stück bis zur Hauptstrasse meisterten wir dann zur Begeisterung aller ohne weitere Vorkommnisse.
Für unsere letzte Station in Argentinien hatten wir den Parque National Iguazu ausgesucht, für uns die imposantesten Wasserfälle, die wir bisher gesehen hatten. Tausend Kubikmeter Wassertropfen pro Sekunde purzeln wie auf einer Treppenstufe rd. 80 m in die Tiefe. Die Geräuschkulisse ist enorm und man kann sich denken, wie viel Kraft dahinter steckt. Neben atemberaubende Blicke auf einzelne Abschnitte der Wasserfälle, durchforsteten wir auch den Dschungel mit seiner bunten Tierwelt. Wir trafen auf Nasenbären, Schmetterlinge, einen Riesentukan und Urracas. Noch am Abend kehrten wir diesem wunderschönen Land nach gut drei Monaten den Rücken. Was uns nicht ganz leicht viel, denn es hatte uns hier sehr gut gefallen, und wir fühlten uns sogar schon ein Bisschen zu Hause. Aber vor der Tür wartet noch so viel, was von uns entdeckt werden will. Wer weiss, vielleicht kommen wir ja eines Tages wieder.
Liebi Grüessli
Markus und Sonja