Victoria, New South Wales
Viele “Horror”-Geschichten hatten wir über die australischen Quarantäne-Bestimmungen gehört: Inspekteure in weissen Handschuhen, die jede kleinste Ecke abtasten. Nur ein kleiner Klumpen ausländischer Schmutz oder blinde Passagiere wie Spinne oder Fliege, auch wenn sie lediglich ihr Lager im Container aufgeschlagen haben, würde eine Nachreinigung mit sich bringen, die mal eben zusätzliche AUD 200 aufwärts betragen könnte.
Aber wir hatten uns anscheinend für den richtigen Hafen entschieden. Nach 2 ½ Stunden gab man unseren Nisto mit den Worten „So ein sauberes Auto hätten sie noch nie gesehen“ frei. Dem Innenleben des Containers schenkten sie gar keine Beachtung. Na dann mal schnell weg hier, bevor sie sich das noch einmal anders überlegen. Allerdings kam Markus nicht weit. Bereits nach fünf Metern auf australischem Boden schien sich ein beladener Gabelstapler magisch von Nisto angezogen zu fühlen und hüpfte fast ungebremst in unsere Hecktür. Ha, kann ja auch nicht angehen, dass beim N-Team einmal alles reibungslos läuft. Der Hecktürhüpfer war sich seiner Schuld jedoch bewusst und versprach uns vollständige Entschädigung, die uns abschliessend leider noch nicht erreicht hat, aber wir sind weiterhin guter Dinge.
Den nächsten Tag verbrachten wir damit, Nisto eine neue Küche, Batterien und Federblätter inkl. Verstärkung für 500 kg, zu verpassen. Danach hielt uns nichts mehr in Melbourne und dem Dauerregen. Wir zogen auf einen Campingplatz weiter südlich, wo uns die Sonne begrüsste. Hier räumten wir unsere Habseligkeiten wieder ein und brachen zwei Tage später endlich vereint zu neuen Abenteuern auf.
Unser erstes Ziel war der Ninety Mile Beach. Ein 90 km langer unberührter Sandstrand gesäumt von Dünen, Sumpfgebieten und Lagunen. Wir freuten uns auf wildes campieren am Strand. Daraus wurde aber leider nichts. Sein Lager durfte man lediglich hinter den Dünen im Wald bei den abertausend Moskitos aufstellen. Wir dachten zurück an Südamerika, wo wir Tage lang an diversen Stränden und Seen gestanden sind. Sollte das nun der Vergangenheit angehören? Aber die Sorgen waren umsonst. Mit einem Abstecher in den The Lakes National Park gings in den Mitchell River National Park, wo wir endlich unsere Freiheit wieder fanden. Auf einer 4WD-Strecke, die in Südamerika auch von Collectivos gefahren werden würde, fanden wir ein wunderschönes Plätzchen direkt am Fluss. Unser Nachbar war ein Black Rock Wallaby (kleine Känguru-Art), der jedoch schleunigst reiss aus nahm, als wir anrückten. So schnell liessen wir uns jedoch nicht abschütteln und schlugen uns hinter ihm in die Büsche. Immer wenn wir dachten, jetzt haben wir seine Fährte verloren, tauchte er auf einmal aus dem Nichts auf, verschwand jedoch unverzüglich mit einem Sprung hinter dem nächsten Busch.
In der Nacht fing es erneut an zu regnen und auch der nächste Morgen präsentierte sich von seiner grauen Seite. Wir brachen unsere Zelte ab und steuerten die nächste Stadt an, um mal wieder unsere Mails zu checken, denn wir warteten auf Silvia und José, die in der Zwischenzeit auf dem Weg von Ost nach West waren. Da es schon spät war, und wir nicht wussten wohin mit uns, ausserdem hatten wir mal wieder eine Dusche nötig, bezogen wir einen Platz auf einem Camping direkt am Meer. Was, wie sich am nächsten Morgen herausstellte, ein absoluter Glücksgriff gewesen war.
Nachdem uns ein wildgewordener, lauthals krächzender Schwarm Gelbhaubenkakadus pünktlich zum Sonnenaufgang aus den Federn geworfen hatte, sassen wir noch etwas verschlafen beim Frühstück, als ein älterer Herr langsam in unsere Richtung tigerte. Schüchtern fragte er uns, ob wir Koalas sehen wollen. Logisch! Dann sollten wir doch auf die vorgelagerte Insel fahren. Eine Fähre, würde einen für wenig Geld, in ein paar Minuten rüber bringen. Damit verschwand er wieder. Wir schauten uns an und da wir nichts Besseres vor hatten, sah man uns eine gute Stunde später kreuz und quer über die Insel Raymond flitzen. Gestoppt wurden wir lediglich von den in den Bäumen hängenden kleinen Kerlen. Und weil wir anscheinend das Glück für diesen Tag gepachtet hatten, fanden wir noch ein wunderbares Plätzchen direkt am Wasser, wo wir für die nächsten drei Tage unser Lager aufschlugen. Abends machten wir einen kleinen Spaziergang auf dem wir wilde Kängurus, Koalas und Papageie antrafen. Am letzten Tag stiessen dann Silvia und José zu uns. Nun sollte die Reise zu fünft bis nach Sydney weiter gehen.
Gemeinsam rollten wir an der Küste entlang. Vorbei an wunderschönen kilometerlangen Sandstränden gesäumt von Buschland und Wäldern. Begegnungen mit der einzigartigen Tierwelt Australiens gehörten in der Zwischenzeit zum Alltag, was wir natürlich sehr genossen. Ausserdem machte Sonja eine besondere Bekanntschaft. Wir sassen friedlich beim Grillen als etwas auf ihrem Kopf landete und sich in ihren Haaren festkrallte. Ein kleiner Vogel schien bei seiner ersten Flugstunde etwas von der Bahn abgekommen zu sein. Nach ein paar Schrecksekunden auf beiden Seiten korrigierte er mit einem kleinen Umweg auf Markus Campingstuhl seine Flugbahn und flatterte zurück in die Bäume.
Kurz vor Sydney bogen wir in die Berge. Durch das wunderschöne Kangaroo Valley gings in den Morton National Park und die Blue Mountains. Von den vielen Lookouts genossen wir die überwältigenden Ausblicke in Täler, die so weit das Auge reicht von Wäldern bedeckt sind. Natürlich wollten wir diese Gegend auch zu Fuss erobern und so machten wir einen Abstecher in den australischen Grand Canyon und genossen den von Bäumen gespendeten Schatten, denn in der Zwischenzeit war das Thermometer auf über 40 Grad gestiegen.
Nach neun gemeinsamen Tagen, hiess es dann: Abschied nehmen. Die beiden zog es nach Sydney, während wir noch einige Tage in den Blue Mountains verbrachten. Hierzu dann im nächsten Bericht mehr.
Winke, winke schon wieder aus Victoria
Markus und Sonja
Nachtrag: Ein grosses Danke schön gilt unserem Agenten Dave Bennett von ICS in Melbourne. Er war eine grosse Hilfe und für uns immer erreichbar. So hätten wir uns die Zusammenarbeit mit all unseren bisherigen Agenten gewünscht. Auch möchten wir Danica danken in deren WG-Zimmer wir, bis zur Befreiung von Nisto, unser Lager aufschlagen durften.